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Kriminelle Neigung

Von Chhris

Miner sind nett und harmlos? Nicht, wenn sie ihre Pfründe verteidigen müssen

Feierabend! Nach einem Tag harter Arbeit im Rohstoffgeschäft schwebe ich durch den Asteroidengürtel von Yela und will eigentlich nur eins: entspannen und ein kühles Bier auf Grimhex. Ich sitze im Panoramacockpit meiner Prospector, habe die Füße hochgelegt und mein Blick gleitet über die wunderschönen Ringe des Crusader-Mondes, während ich zurück zu der alten Bergbaustation fliege. Es ist ein prachtvoller Anblick, an dem ich mich nie sattsehen werde. Ich bin sehr zufrieden mit meiner heutigen Ausbeute. Ich habe vor kurzem ein bisher unbekanntes Agricium-Vorkommen auf Yela aufgetan, dessen genaue Lage ich mit ins Grab nehmen werde. Es ist ein Fund, der mich reich machen wird. Kurzum: Manche Tage sind einfach zu gut, um wahr zu sein. Darauf werde ich einen trinken.

Mehr aus Gewohnheit blicke ich auf mein Mobiglas – und meine Stimmung rauscht schlagartig in den Keller. Verdammt – ein paar Nova-Piraten sorgen seit wenigen Stunden ausgerechnet um Yela herum für Tumult und Crusader Security sucht nun händeringend nach frei verfügbaren Freelancern, um sie so schnell wie möglich zu vertreiben. Novas – sie sind eine Plage, die das Stanton-System regelmäßig heimsucht.  Viele glauben, dass sie aus dem Pyro-System herüberkommen, um Unruhe zu stiften und um dann wieder zu verschwinden, wenn ihnen der Boden zu heiß wird. Ihre Anfrage hat Crusader Security, die in diesem Teil des Systems für die Sicherheit zuständig ist, über das ECN-Network auch an Gelegenheits-Bountyhunter wie mich gesendet.

Ich sinniere – und blicke auf den Auftrag. Ausgerechnet jetzt! Andererseits: Etwas Ablenkung nach verrichtetem Tagewerk und stundenlangem Starren auf Steine könnte auch nicht schaden, oder? Vor allem aber: Jetzt, da ich diese Agricium-Fundstätte entdeckt habe, habe ich nicht vor, sie Piraten zu überlassen, wenn sie davon Wind bekommen. Ich strecke mich in meinem Cockpit – und nehme den Auftrag an, auch wenn es mit einem entspannten Abend dann wohl vorbei sein dürfte. Wie sehr, ahne ich zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht.

Nur: Mit einer Prospector auf Piratenjagd zu gehen ist natürlich keine sonderlich gute Idee. Für den Job muss ich das Schiff wechseln. Gottlob hatte ich meine Schiffe wegen meines kleinen Rohstoffschatzes auf Yela ein paar Tage zuvor allesamt nach GrimHex verlegt. Kurze Wege sind im Mining schließlich von großem strategischem Vorteil und das Risiko, dort von Kriminellen aufgebracht zu werden, ist – nun ja, zumindest für mich – relativ beherrschbar. Ich denke sogar schon daran, einen Außenposten auf Yela zu errichten. Erneut kommt mir mein Agricium-Fund in den Sinn. Ich lächle – rosige Aussichten. Mit den paar Novas werde ich im Handumdrehen fertig.

Auf der alten Bergbaustation angekommen, wechsle ich auf meine Superhornet. Für solche Zwecke hatte ich sie unlängst extra mit Neutronenrepeatern ausstatten lassen, Waffen, die kurzen Prozess machen. Das Hangarpersonal leistet gute Dienste – geht’s um Waffen und andere schmutzige Geschäfte, ist man auf GrimHex immer flott bei der Sache. Sie machen sich sofort daran, mein Kampfschiff so schnell wie möglich bereit zu stellen. Ich beschließe, in der Zwischenzeit etwas zu essen – mit leerem Magen kämpft es sich schließlich nicht gut. Und während ich meinen Teller leer löffle, fällt mir plötzlich wieder etwas ein: Hier auf GrimHex gibt es doch ein paar Klamotten, die ich mir schon lange mal zulegen wollte. Unter anderem gibt es hier recht abgefahrene Piratenmützen. Davon wollte ich schon immer eine haben – auch wenn ich natürlich kein Pirat bin. Ich esse auf und gehe hinüber in den Klamottenladen. Die Zeit habe ich schon noch. Und tatsächlich –  da sind sie. „Sieht cool aus“, denke ich, als ich sie in Händen halte. „Eine Piratenjägermütze“. Genau das Richtige für die bevorstehende Jagd.

Ich setze sie auf, blicke in den Spiegel und in diesem Moment hätte ich mir niemals träumen lassen, dass ich selbst schon bald ein Krimineller sein sollte. Ich zahle und laufe zum Hangar, in dem meine Superhornet mittlerweile abflugbereit auf mich wartet. Ich starte die Triebwerke und bin Sekunden später unterwegs. Den Informanten von Crusader Security in einer Herald treffe ich versteckt nahe einem Asteroiden im Gürtel um Yela. Er hat die Positionen mehrerer kleiner Nova-Staffeln bereits ausfindig gemacht. Jede Staffel besteht aus zwei bis drei Schiffen. Nachdem er mich als Auftragnehmer identifiziert hat, übermittelt mir der Informant die Koordinaten. Ich mache mich ans Werk und kurze Zeit später sind von der ersten Staffel der Novas nur noch ein paar Trümmerteile übrig. Meine Neutronenrepeater zahlen sich aus. Am Horizont sehe ich schon die Belohnung winken. Der Tag scheint immer besser zu werden.

Am zweiten Raumpunkt angekommen, sind drei weitere Novas auf Krawall gebürstet. Ich lasse ihr Frontalfeuer durch geschicktes Strafen ins Leere laufen, nehme sie schließlich selbst unter Beschuss. Ihre Schilde sind schnell unten, meine sechs Neutronenrepeater fressen sich bereits in den Schiffsrumpf des letzten Gegners, als völlig unerwartet – wie aus dem Nichts – eine Cutless von Crusader Security  meine Schusslinie kreuzt. Ich  nehme sofort den Finger vom Feuerknopf – doch es ist bereits zu spät: Ich verpasse der Cutless eine volle Breitseite. Verdammt noch mal. Auf dem Radar war sie noch kurz zuvor nicht zu sehen gewesen. Durch mein Cockpit schrillt es: „Friendly Fire! Friendly Fire!“ Im nächsten Augenblick nimmt mich der Cutlass-Pilot seinerseits unter Beschuss. Ich traue meinen Augen nicht. Ich versuche ihn anzufunken, während ich Ausweichmanöver um Ausweichmanöver fliege. „Hey“, brülle ich, „spinnst du? Schau gefälligst auf dein Radar, ich bin in deinem Team!“ Doch: keine Reaktion.

Ich lasse zunächst von den Novas ab, schalte die Cutless auf, sehe jetzt ihren Schaden. Das rechte Triebwerk ist ziemlich hinüber. „Das muss nicht von mir sein“, denke ich noch. Ich versuche erneut, das Schiff anzufunken. Wieder nichts. Ich versuche mich zu identifizieren, will mich entschuldigen und dem Piloten mitteilen, er soll sich zurückziehen, bis ich mit den Novas fertig bin. Immer noch nichts. Um mich herum peitschen die Laserschüsse der Novas, die jeden Moment der Schwäche und Ablenkung sofort ausnutzen. Inzwischen kleben mir zwei von ihnen am Heck, ich verstärke die Heckschilde, gebe vollen Nachbrenner. Vielleicht lässt sich aus mehr Distanz besser verstehen, was hier gerade komplett aus dem Ruder läuft. Schließlich funkt mich der Cutless-Pilot doch an – und teilt mir mit knappen Worten mit, dass ich soeben auf seiner Abschussliste gelandet bin. Widerspruch duldet er nicht. Mehr noch: Plötzlich habe ich sogar noch eine zweite Cutless von Crusader Security auf dem Radar, während die erste Flugraketenwarnung in meinem Cockpit schreiend aufleuchtet – das darf doch nicht wahr sein!

Um die Raketen loszuwerden, entscheide ich mich für „Run & Roll“, ein bewährtes Manöver zum Abschütteln von Raketen, während ich gleichzeitig einige Flares zünde. Mir wird mitgeteilt, dass ich wegen Beschusses einer Cursader-Security-Einheit nun einen CrimeStat der Stufe eins hätte. Als wenn ich das nicht selbst wüsste! Ich fluche in mich hinein. Eben noch war ich ein rechtschaffener Miner – nun stehe ich plötzlich auf der Fahndungsliste meiner Auftraggeber. Während mir die Gedanken durch den Kopf schwrirren, rast meine Superhornet weiter durch den Asteroidengürtel. Instinktiv weiche ich den umherschwebenden Brocken aus. Schließlich drossele ich das Tempo, um meine Gedanken zu sortieren: Woher zum Teufel kam plötzlich Crusader Security? Wollten die tatsächlich eine Schiffskontrolle während eines Raumkampfes durchführen? So blöd können sie nicht sein. Und habe ich jetzt tatsächlich einen CrimeStat, weil ich während eines Kampfes nicht still gehalten habe, um gescannt werden zu können?

„Absurd“, denke ich – aber im Grunde könnte es genauso simpel sein. Eine außer Kontrolle geratene Kontrolle. Aber, wie dem auch sei. Ich habe nun fünf Schiffe gegen mich und bin bereits als kriminell abgestempelt. Was tun? Klein beigeben? Mich verziehen? Mich für lange Zeit nicht rund um Yela blicken lassen? Und meine ergiebige und bis dato geheime Agricium-Lagerstätte sausen lassen, bis jemand anderes drüber stolpert? Soweit kommt’s noch. Ich entschließe mich aufzuräumen – ja, wahrscheinlich ist das eine Kurzschlussreaktion. Einen Beschwerdebrief an Crusader Security kann ich ja immer noch schreiben. Wenn auch aus dem Klescher-Knast.

Ich schalte also das nächste Ziel auf – und nehme mir bis dahin zweite, unbeschädigte Cutless vor. Ich lasse meine Neutronenrepeater erneut eine deutliche Sprache sprechen. Hatte ich eigentlich erwähnt, dass wir Bergbauer von Yela auch sehr gute Piloten sind? Wir sind es gewohnt, nur wenige Meter über dem Boden bei zwei Drittel Schallgeschwindigkeit zu driften, zu turnen, zu rollen und zu strafen. Da macht uns kaum jemand etwas vor. Die Cutlass bekommt mich aus kurzer Distanz nicht von ihrem Heck weg, ihren Explosionstrümmern weiche ich mit einem Strafe-Manöver locker aus. Spätestens jetzt müsste mir eigentlich klar werden, wo ich mich da gerade in vollem Tempo hineinreite. Doch für solch tiefschürfende Gedanken ist keine Zeit – und ehrlich gesagt: Es ist mir mittlerweile auch egal. Hatte ich sie schließlich nicht mehrfach gebeten, das Feuer einzustellen?

Das nächste Ziel ist eine der Novas, direkt auf zwölf Uhr. Ich nehme alle Energie auf die Frontschilde und weiche diesmal ganz bewusst nicht aus. Wie wilde Stiere rasen wir aufeinander zu. Die Repeater erledigen ihre Arbeit schnell und brutal. Es folgt eine helle Explosion, vielleicht einen Klick vor mir. Das gleiche Spiel folgt mit den beiden folgenden Novas. Doch noch ist mein Auftrag nicht erledigt. Mein Informant schickt mich über Funk zur letzten Position. Er hat wohl bisher nicht mitbekommen, dass ich seinen Kollegen soeben ein Freiflugabenteuer im Weltraum verschafft habe. Die letzten beiden Novas machen ebenfalls keine Probleme – es waren wohl ziemliche Anfänger – und zum Glück tauchen keine weiteren Schiffe von Crusader Security auf.

Ich sitze wie benommen in meiner Superhornet und atme tief durch. Um mich herum nur die Tiefe des Alls. Teilnahmslos wie immer. Es piept auf meinem Mobiglas. Ich öffne es und ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen, auch wenn ich es vollkommen verrückt finde: Die Belohnung für den Auftrag wird mir dank der zeitverzögerten Informationsvermittlung über diverse Comm-Satelliten elektronisch gut geschrieben. Satte 8000 Credits.  Ich schüttele den Kopf, fahre die Triebwerke hoch und mache mich zurück auf den Weg nach GrimHex. Es wird ein wenig dauern, bis man bei Crusader Security wissen will, was zum Teufel hier vorgefallen ist. Bis dahin bin ich aber längst wieder ein unbescholtener Bergbauer von Yela. Einer, mit einem riesigen, geheimen Agricium-Vorkommen. Manchmal muss man seine Pfründe eben auch mit Zähnen und Klauen verteidigen. Ich rücke meine neue Piratenmütze zurecht. Ich hätte nicht gedacht, dass sie mir so gut passen würde.

Autor: Chhris

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